Hannover geht ein textiles Sens-Light auf
Smart Textiles sind in aller Munde. Die nachfolgende Innovation aus diesem Gegenwarts- und Zukunftsfeld wird dagegen erst richtig interaktiv, wenn sie fast berührt wird: Sens-Light-Tex aus dem Textilforschungsinstitut Thüringen-Vogtland. Im Institut für Spezialtextilien und flexible Materialien mit Sitz in Greiz ist es gelungen, ein Textilmaterial sozusagen in einem Rutsch mit bauteilbestückten Leiterplatten zu besticken. Eine tolle Technologie mit etlichen Anwendungsoptionen, die Ende April auf der Hannover Messe vom FKT am Gemeinschaftsstand des Bundeswirtschaftsministeriums (Halle002, Stand C28) präsentiert wird.
Sens-Light-Tex ist ein Leuchttextil der besonderen Art. Sobald der im Textil integrierte IR-Sensor in etwa fünf Zentimeter Entfernung eine Bewegung erkennt, löst er im steuernden Mikrocontroller LED-Lichteffekte aus. So werden Gesten, z.B. eine überstreifende Hand, erkannt und ein abklingendes Blinken über die ganze Leuchtfläche ist die Folge. Mehrere Module sind nahtlos kaskadierbar und zu einer größeren, zusammenhängenden textilen Fläche zusammenstellbar. Zum Beispiel an der Wand angebracht, kann man so seine Gäste faszinieren. Die vom TITV Greiz in mehreren Forschungsprojekten entwickelten textilen Elektroden sind im Übrigen Grundlage für die bereits im Fachhandel erhältlichen Medizintechnikprodukte tipstim® glove und bomedus® Rückenband.
Die weltbekannte Industriemesse, die 2016 von US-Präsident Barack Obama im Beisein der deutschen Kanzlerin eröffnet werden soll, hatte in der Vergangenheit für so manches technotextiles Ausstellungsstück Sprungbrettfunktion. Erinnert sei an einen vollkommen neuartigen Autositz mit Smart Textile-Funktionen (ebenfalls aus Greiz), auf dem sich der frühere Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler über ein textilmedizinisches Tool mit Blaulicht zur Minderung von Nackenverspannungen informierte. Erinnert sei auch an das im Vorjahr erst gezeigte über drei Meter hohe Rotorblatt einer Kleinwindkraftanlage. Dessen Innenleben bestehend u. a. aus sensorischen Textilfasern soll eines Tages im Dauerbetrieb ein kontinuierliches Bauteil-Monitoring vornehmen und damit die Wartungskosten senken können. Die Entwicklung von Textilwissenschaftlern des ITM der TU Dresden fand nicht nur in Hannover starke Beachtung; sie wurde wenige Monate später auch vom AiF-Forschungsnetzwerk des Mittelstands mit dem Otto-von-Guericke-Preis als herausragendes Projekt im Rahmen der Industriellen Gemeinschaftsforschung, einer vorwettbewerblichen Förderschiene des Bundeswirtschaftsministeriums, ausgezeichnet.
Zurück zu Sens-Light. Worauf zielt die Innovation? - fragen wir die Chefin des TITV-Forschungsmarketings, Sabine Gimpel. "Vielleicht werden dadurch bestimmte Schalter überflüssig. Kein Knopfdruck mehr, sondern einfach mit einer Wischbewegung das technische Gerät zum Laufen oder einen Autohimmel zum Leuchten bringen." Denkbar, so die Expertin, sei auch begleitende Beleuchtung in Fluren und auf Gängen. "Man geht vorbei, das Licht geht an, blinkt freundlich, und erlischt hinter der Person dann wieder."